Zhuravli - Kraniche - Журавли - 22.3.2024 - Russland steht zusammen

Gefaltete Kraniche aus  Papier
Gefaltete Kraniche aus Papier

Zhuravli - Kraniche, das ist ein bewegendes berühmtes Lied aus dem Verteidigungskrieg der Sowjetunion gegen die Nazi-Invasoren. Nach den "Kranichen" ist die Musikarena Crocus City Hall benannt, die am 22. März 2024 von bewaffneten Terroristen  kurz vor Beginn eines Konzertes der Popband Piknik in Krasnogorsk am Stadtrand von Moskau angegriffen wurde. Ca 6000 meist junge Besucher waren anwesend, mehr als 140 Tote und über 500 weitere Verletzte. - Die Spuren der Terroristen führen  in die Ukraine.

Wie handelten die Moskauer nach diesem Terrorangriff? Ich stelle das Lied "Kraniche" vor und Fotos vom Gedenk-Konzert von "Piknik" und dem Konzert für die Angehörigen am Ort des Terroranschlags unter Leitung von Waleri Gergijew. H.K.

Kraniche aus brennenden Kerzen
Kraniche aus brennenden Kerzen
Fotos der Ermordeten - Gedenkkonzert an der Crocus City Hall
Fotos der Ermordeten - Gedenkkonzert an der Crocus City Hall

Wie denken und handeln die Moskauer selber unmittelbar nach diesem schrecklichen Terror-Angriff?

Ich zitiere aus einer Reportage von Alexej Danckwardt veröffentlicht am 25. März 2014:

Moskau nach dem Terroranschlag:
Erwachen in einer neuen Realität

Menschen aller Altersgruppen, kleine Kinder bis Ältere, kamen zum Gedenken an die Ermordeten und Verwundeten durch diesen skrupellosen Terror-Angriff. Aber die jungen Leute, Jugendliche waren besonders zahlreich.

Terror bricht Russland nicht

Von Alexej Danckwardt 

 

Moskau hat am Freitag den schwersten Terroranschlag seiner Geschichte erlebt. Es ist zugleich der erste massenwirksame Terrorakt in Russland seit den Explosionen in der Metro von Sankt Petersburg vor fast 7 Jahren. Davor gab es Explosionen auf dem Bahnhof von Wolgograd und in Bussen in dieser Stadt im Winter 2013/2014, den Anschlag auf den Flughafen Domodedowo im Januar 2011, Anschläge auf die Moskauer Metro 2004 und 2010. 

 

Moskau hatte die Angst inzwischen verdrängt und beinahe vergessen. Die Stadt lebte das sorglose Leben einer blühenden und lebensfrohen Weltmetropole

 

Kraniche - nach ihnen, nach diesem Lied über die Soldaten, die im Kampf gegen die Nazi-Angreifer  gefallen sind und im Gedenken für immer als Kraniche weiter leben, nach diesen Kranichen ist die große moderne Musikarena "Crocus City Hall" benannt. Am nationalen Trauertag am Sonntag nach dem Terrorangriff formten die Menschen aus brennenden Kerzen das Bild der fliegenden Kraniche und die Worte "Wir trauern, 22. 3. 2024", während das Lied "Kraniche" erklang.

(...) Aus diesem unbeschwerten Tagtraum wurde die Stadt am Freitag auf die denkbar brutalste Weise herausgerissen.(...)

Viele Moskauer wurden aktiv und taten, was sie konnten: Spendeten Blut, meldeten sich als Freiwillige, bildeten spontane Gedenkstätten, beteten oder posteten Kommentare, in denen sie ihrer Wut freien Lauf ließen. Am Sonntag strömten Zehntausende an den Ort der Tragödie. Von früh bis spät entlud jeder der im Dreiminutentakt in der Station "Mjakinino" einfahrenden Metrozüge Hunderte Trauernder mit Blumen, Kränzen, Kerzen und Kinderspielzeug in den Händen. Sie alle pilgerten den Weg von der Metrostation zur Konzerthalle, den viele der Opfer vom Freitag auch gegangen sein müssen. (...)

Die Fotos sind screenshots von Helga Karl der live-Übertragungen seit dem Terrorangriff von (c) RT, die jeweils von Hundertausenden angesehen wurden.

In zwei Schlangen, vielleicht 300, vielleicht 500 Meter lang, warteten die Trauernden im Durchschnitt je eine Stunde im Regen, um die mitgebrachten Blumen, Kränze, Kerzen und das Kinderspielzeug am Zaun abzulegen. In den Gesichtern sah man Fassungslosigkeit – und die Entschlossenheit, auch das durchzustehen. Hier und überall in dieser riesigen Stadt, in diesem Riesenland lag Trauer in der Luft. (...)

 

In der Metro rückte man zusammen, Schulter an Schulter. In dem Blumenladen weiß die Verkäuferin sofort, wofür man die Blumen kauft. Überall spricht man nur das Allernötigste, und das Allernötigste sind an diesem Tag nur die Höflichkeitssätze, die allerdings so aufrichtig klingen wie an keinem anderen Tag.

 

Und ja, die Taxis von und zum improvisierten Mahnmal waren tatsächlich kostenlos, auch am Sonntag. (...)

Trotz und Entschlossenheit

Der Terror ist zurück in Moskau. Es kann durchaus sein, dass er noch mehrmals zuschlagen wird. (...)

 

Auch Terror wird Russlands Bürger nicht in die Knie zwingen. (...)

Unter Feuer und Druck wird der Stahl geschmiedet, und das weiß man hierzulande so gut wie nirgendwo sonst.

 


Zhuravli - Die Kraniche

Die 6000 Besucher standen auf, als der deutsche Musiker Tino Eisbrenner in deutscher Sprache das Lied "Kraniche" sang. Die große wunderbare russische Seele ...beschämend für die Russophoben unter den Deutschen, aber kennen die  Scham...

Im Mai 2023 fand im Kremlpalast das Konzert des Internationalen Musikfestivals "Doroga na Jalty" (Weg nach Jalta) statt, das Finale mit Künstlern aus 15 Ländern. Darunter der deutsche (aus der DDR) Tino Eisbrenner, der mit seiner musikalischen Interpretation und deutschen Übersetzung des Liedes "Kraniche" Platz 2 belegte, gesungen zusammen mit der berühmten Sängerin Zara aus Russland.


Und was, wenn manche Seele von Soldaten
Verloren einst in blutdurchtränktem Feld
Die letzte Erdenruhe nie erbat und
Als weißer Kranich flog zum Himmelszelt.

 

Aus dem Lied "Kraniche", übersetzt und interpretiert von Tino Eisbrecher

Der folgende Text über die wahre Geschichte des Liedes von den Kranichen stammt von @naturaamare,

ein Kommentar unter dem Lied von Tino Eisbrenner in deutsch-russischer Fassung aus Dagestan und Russland bzw. der Sowjetunion.

 

"Aus der Geschichte des Liedes „Cranes“

 

Die Familie Gazdanov aus dem Dorf Dzuarikau in Nordossetien hatte sieben Söhne. Einer starb 1941 in der Nähe von Moskau. Zwei weitere - während der Verteidigung von Sewastopol im Jahr 1942. Die Mutter starb bei der dritten Beerdigung.

 

Die nächsten drei Söhne der Gazdanovs fielen in Schlachten in Noworossijsk, Kiew und Weißrussland. Der Landpostbote weigerte sich, die Beerdigung für den letzten, siebten Sohn der Gazdanovs durchzuführen, der bei der Einnahme Berlins starb.

 

Und dann gingen die Dorfältesten selbst zum Haus, wo der Vater mit seiner einzigen Enkelin im Arm auf der Schwelle saß: Als er sie sah, brach ihm das Herz ...

 

1963 wurde im Dorf ein Obelisk in Form einer trauernden Mutter und sieben fliegenden Vögeln aufgestellt. Das Denkmal wurde vom dagestanischen Dichter Rasul Gamzatov besucht. Beeindruckt von dieser Geschichte schrieb er ein Gedicht. In seiner Muttersprache, in Avar.

Und glücklicherweise gibt es für dieses Gedicht eine hochwertige Übersetzung ins Russische. Es wurde von Naum Grebnev angefertigt, einem berühmten Übersetzer orientalischer Poesie. Nach dem Krieg studierte er am Literaturinstitut bei Gamzatov und war mit ihm befreundet."

 

SHAMAN - Requiem - РЕКВИЕМ 22.03.24

Als ich dieses Requiem von Shaman Abends am 24.3. hörte, war es nach 2 Stunden nur bei YouTube fast 400.000 mal aufgerufen,  jetzt nach einem Tag sind es bald 6  Millionen.

Bereits am Freitag kurz nach dem grauenvollen Attentat und Massenmord  an Besuchern, die zu einem Konzert der Rockband Piknik gekommen waren, veröffentlichte Shaman, ein Super-Star in Russland,  als Video seine Ankündigung, medizinische Versorgung und Reha für die Verletzten zu finanzieren und ebenso die Kosten für die Beerdigung für die Getöteten bei dem Terroristen-Massaker zu übernehmen.

 

"Wir sind alle eine Familie. Und in einer Familie gibt es keine fremde Trauer", so seine Begründung.

 

Shaman hatte wenige Tage zuvor mehrere große Konzerte gegeben. In Russland gab es das Gerücht, ein Konzert von Shaman könnte ein Anschlagsziel werden.

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In Berlin, ich lebe seit Jahrzehnten in Berlin, haben die Hinterbliebenen der Ermordeten beim Attentat auf dem Breitscheidplatz erstmal eine Rechnung bekommen, vom Leichenschauhaus in Berlin, für deren Kosten für die Leichenaufbewahrung der beim Attentat getöteten Familienangehörigen. H.K.

Blumen und Kinderspielzeug zum Gedenken an die Opfer des Terror-Anschlags am 22.3.2024 Moskau



Mir scheint manchmal, dass Soldaten nicht auf blutigen Feldern liegen, sie nicht irgendwann in unsere Erde gelegt werden, sondern sich in weiße Kraniche verwandeln.

Мне кажется порою, что солдаты,С кровавых не пришедшие полей,Не в землю нашу полегли когда-то,А превратились в белых журавлей.

 

Aus dem Lied russisch-deutsch "Kraniche"

Deutsche Übersetzung von Tino Eisbrecher

 



Nachtrag: Die russische Band Piknik hat heute am 27. 3. 2024 ein Konzert zum Gedenken an die Opfer des Terroranschlags gegeben.

Das Konzert wurde live weltweit vom russischen Medienportal RT übertragen, ich sah es auf dem internationalen Video-Portal vk.

Konzert der Band Piknik zum Gedenken an die Terror-Opfer

Die in Russland längst legendäre Band wurde 1978 unter dem Namen Orion in der Sowjetunion gegründet, in Leningrad, dem heutigen Sankt Petersburg. 1981 haben sie sich umbenannt in Piknik. Der heutige Sänger und Bandleader Edmund Shklyarsky kam 1982 zu Piknik. Das Gedenkkonzert für die Opfer des Terroranschlags am 27. März 2024 wurde von Medienportal RT auf VK weltweit live übertragen.

Lange viele viele Minuten lang war die "Gedenkminute" für die Opfer, Stille im Konzertsaal - auf der großen Leinwand drei flackernde Kerzen, an den Bild-Tafeln rechts und links fliegende weiße Kraniche.

Fotos: Screenshot live-Übertragung des Gedenk-Konzerts von © Piknik durch das Medienportal © RT auf vk durch Helga Karl



Gedenkkonzert am Ort des Mordens von über 140 Menschen

 

Es war ein erschütterndes Konzert am 30. März 2024, Abends im Freien in strömendem Regen, zur Uhrzeit des Mordens, am Ort des Gedenkens an die inzwischen mehr als 140 Toten und zusätzlich mehr als 500 oft schwer Verwundeten durch den Terroranschlag in der Crocus City Hall Moskau. Waleri Gergijew dirigierte. Die meisten Menschen weinten, hatten Tränen in den Augen, wenn die Kamera sie zeigte - ich vermute, es waren vor allem Angehörige und Freunde der Opfer und Helfer, die anwesend waren. Fotos der von Terroristen Ermordeten wurden an die hohe Beton-Wand projeziert. Es waren viele Bilder, viele tote Menschen.

 

Schmerz und tiefe Trauer


Die Fotos sind Screenshots von Helga Karl der live-Übertragung des Konzerts unter Leitung von Waleri Gergijew. Das Gedenkkonzert fand am Abend des 30. März 2024 im Freien vor der Crocus City Hall in Krasnogorsk bei Moskau statt, in jenen Tagen Gedenkort an die Opfer des Terroranschlags mit über 140 Toten und über 500 Verletzten. Sie sollen weiterhin dem Gedenken an die Opfer dienen.

Ich sah die bereits begonnene live-Übertragung durch die russische Medienanstalt RT auf dem Portal vk.com zufällig, als ich - in jenen Tagen regelmäßig - im Internet weltweit recherchierte. Das (c) liegt bei RT.

Da ich vor diesem beeindruckenden und sogar erschütternden Gedenkkonzert nirgendwo einen Hinweis fand, auch danach keinen Bericht, vermute ich, es war ein Gedenkkonzert für die Familienangehörigen und Freunde der Opfer des Terroranschlags und ehrenamtliche Helfer. Den zwei kurzen Ansprachen konnte ich mangels Russisch-Kenntnissen leider keine weiteren Informationen entnehmen. Helga Karl


© Helga Karl bzw. die jeweils genannten Autoren. Fotos: Screenshot durch Helga Karl bei den mehrtägigen Live-Übertragungen durch © RT.de vom Ort des Terroranschlags bzw dem Platz für Gedenken an die Opfer des Terroranschlags vor der Crocus City Hall


© Helga Karl. Alle Rechte vorbehalten           kieznetzwerk-berlin       KNBerlin

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