GrueneWoche - Fleischereien Berlin

Trends in der Landwirtschaftsbranche sind bei der alljährlichen Internationalen Grünen Woche in Berlin erkennbar. Es ist die weltweit größte Branchenmesse. Trends in Berlin:
Fleischerfachgeschäfte in Berlin bevorzugen Fleischmarken

  • mit voller Transparenz über die Herkunft der Tiere, die Fütterung und Kontrolle von (gegen) Antibiotika sowie
  • artgerechte Haltungsbedingungen für Tiere.
  • Neue Manufakturen für Berliner Spezialitäten entstehen.


Rekord bei der Anzahl der Aussteller, grosser Besucherandrang, das läßt sich schon jetzt über die Grüne Woche 2015 sagen. Dort treffen sich sich Fachbesucher, akkreditierte Pressevertreter (in dieser Funktion nahm ich jahrelang an der IGW teil) und Politiker. Tausende Menschen haben in Berlin demonstriert, gegen die Gefahr einer Absenkung erreichter Sicherheits-Standards für Lebensmittel durch das geplante Freihandelsabkommen Europa-USA und gegen Massentierhaltung.

 

Über Trends in Berlin hier: Welche Fleischmarken wählen heute die Fachleute, die Berliner Fleischer?

Marken: was wählen Fleischer in Berlin?

Sind Bayern Gourmets, Berliner nicht?

Provokante Frage. Bei der Dichte (Anzahl je Einwohner) der Sterne-Köche haben Berlin und München wohl kaum Unterschiede. Aber die Fleischerdichte - Fachgeschäfte je Einwohner  - ist in Berlin gering im Vergleich mit München. Das kann nicht am Einkommensunterschied liegen, denn sonst müssten hochwertige Fleischereien in den "gut bürgerlichen" Wohngegenden oder Villenvierteln in Berlin konzentriert zu finden sein. Vergleichbar München. Oder Stuttgart. Sind sie aber nicht. Hat die Esskultur in Deutschland ein Süd-Nord-Gefälle oder liegt es an Besonderheiten Berlins?


Die Agrarwende hin zu Massentierhaltung vor mehr als drei Jahrzehnten zusammen mit dem Umbruch im Handel und dem Entstehen von Discountern hat Fleisch billiger gemacht und die Qualität schlechter. "Schuhsohlenfleisch" nannten es Fachleute. Schrumpft in der Pfanne und wird hart statt zart.

 

Eine  Ursache war Leistungsförderer für die Tiere, damit sie schnell wachsen - Verkürzung der Durchlaufzeit bis zur Schlachtung. Berliner Fleischer gehörten zu den Pionieren bei der Entwicklung von besserem, von Markenfleisch:  Bauern in Niedersachsen, zusammengeschlossen in neuen qualitätsorientierten bäuerlichen Erzeugergemeinschaften und Fleischer in Berlin entwickelten LANDJUWEL. Verbot von Leistungsförderern zum Turbowachsen der Schweine, Verbot von massenhaften

Grüne Woche 2015: wieder lachend - am Neuland-Stand in der Tierhalle ein Neuland-Bauer aus Niedersachsen


Antibiotika für die Tiere statt tiergerechter Haltungsbedingungen und Transparenz über alle Betriebsstufen - die "Gläserne Kette" - setzten Qualitäts-Massstäbe für  zwei Jahrzehnte. Bei jedem Stück Fleisch in der Berliner Fleischtheke kann und konnte frühzeitig bis zum Ferkelzuchthof die Produktionskette 100% in Deutschland zurück verfolgt werden.

Genz, Staroske und weitere - diese Namen stehen für Handwerksbetriebe in Berlin mit langer Tradition, deren damalige Meister wie die heutigen Inhaber für ihre Kunden das Beste suchten, Vorreiter waren.


 Die Gründung der Fleischmarke NEULAND erfolgte einige Jahre später, unterstützt durch Verbände für Tierschutz und Umwelt und aktiven Feischern, zu denen Jürgen Bachhuber gehörte.

Die Markenrichtlinien, verbindlich für alle Neuland-Bauern, schreiben Freilandhaltung bzw. die Möglichkeit zum Freilauf vor. Es ist eine besonders artgerechte Tierhaltung.



Die Ferkel sehen ähnlich aus: gefleckt, die Ringelschwänzchen nicht gestutzt. Es sind aktuelle Fotos von den Ständen von Neuland links und rechts der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall in der Tierhalle der Grünen Woche 2015. Beiden Marken haben sich Berliner Fleischereien angeschlossen, beide Marken stehen für besonders artgerechte Haltungsbedingungen der Tiere.

Metzger-Marken in Berlin: Landjuwel, Neuland, Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hall, Bio aus der Region

Der Wunsch nach weiterer Verbesserung von tiergerechten Haltungsbedingungen mit Stroh und Auslauf im Freien waren Hauptgründe, warum mehrere Berliner Fleischer (in Süddeutschland sagt man Metzger) aus der Landjuwel-Gruppe zu Neuland wechselten. Jahrelang gab es bei den Fleischern in Berlin bei jenen, die sich einer hochwertigen Marke angeschlossen haben, die Gruppen Landjuwel und Neuland.

Der Skandal um Verbrauchertäuschung beim Geflügel 2014 hat Neuland hart getroffen, Vertrauen in die Marke untergraben.


Der traditionelle Neuland-Empfang bei der Grünen Woche hat 2015  nicht stattgefunden. Es kamen stets Minister, meist auch die zuständige EU-Kommissarin, es war Treff der Branche.

Auf dem obigen Foto von mir sind der Berliner Neuland-Fleischer Uwe Bünger zu sehen (von links), Michael Rakette, Mitinhaber mit Markus Genz rechts der Tradionsfleischerei Genz OHG und Willy Hofner (Zerlegebetrieb und Fleischlieferant in Berlin und z.T. Brandenburg).

 

Jetzt sind die Fleischerei Genz OHG mit zwei Standorten im Bezirk Tempelhof-Schöneberg, die Traditions-Fleischerei Gottschlich vom Prenzlauer Berg aus dem Kiez Kollwitzplatz, die Fleischerei Epler aus Pankow, Galeria Kaufhof und  weitere Berliner Fleischerfachgeschäfte zur Marke Schwäbisch Hall gewechselt.

 

Diese Entscheidung ist in einer Zeit gefallen, in der Kunden neben Qualität und Sicherheit beim Fleisch zunehmend auf die Haltungsbedingungen für die Tiere achten,

gegen Massentierhaltung sind. Jedenfalls beim Einkauf in einem hochwertigen Fleischer-Fachgeschäft.

Betriebs- und stufenübergreifende Transparenz (eine "Gläserne Kette") über die gesamte Wertschöpfungskette sollte selbstverständlich sein, das trägt erheblich zur Sicherheit bei.

 

Geflügel wird zugekauft, nicht von den Neuland-Bauern produziert. Das war schon immer so, auch wenn in einem bekannten berliner Internet-Portal mit Auflistung  von "TOP-Fleischern" (die es zum Teil nicht mehr gibt) anderes behauptet wird und Neuland falsch als BIO bezeichnet wird. Die MARKE Neuland ist nicht BIO; aber manche Neuland-Bauern haben sich zusätzlich als Bio-Höfen zertifizieren lassen.

Der langjährige Hauptlieferant für Geflügel, das in Neuland-Fleischereien verkauft worden ist, hat nach Geflügel aus "konventioneller Tierhaltung" zugekauft und neben eigenem Freiland-aufgewachsenem Geflügel an den Neuland-Vertrieb geliefert.

 

Es ging hart her, bei der letzten Neuland-Gesellschafterversammlung. Die Neuland-Bauern sind Geschädigte, neben den Neuland-Fleischereien und vor allem den Kunden, den Verbrauchern. Aber es geht weiter bei Neuland.


Die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall hat ca 1500 Landwirte als Mitglieder. Sie züchten, mästen und liefern Bio-Schweine aus der Region Hohenlohe, eine ökologische Landwirtschaft mit regionalen Kreisläufen, Tierhaltung mit Stroh und Auslauf im Freien. Diese beste Qualität wird von der Erzeugergemeinschaft an die Fleischerfachgeschäfte in Berlin geliefert.

 

Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Deutschen Bundestag Anton Hofreiter brachte die Forderungen seiner Partei anläßlich der Grünen Woche an die deutsche und Europäische Politik so auf den Punkt:

 

Eine Kennzeichnung der Haltungsbedingungen, so einfach und klar wie bei Eiern.

 

Seit es diese gibt, unterteilt in Käfighaltung, Bodenhaltung, Freilandhaltung und Bio, haben die Verbraucher in Deutschland die Käfighaltung von Hühnern beim Einkauf in kurzer Zeit weitgehend "abgewählt".



Texte und Fotos: Helga Karl                                         Stand: 19. Januar 2015

Mit einer Aktualisierung am 21.02.2015; HK


Sie können bei der Grünen Woche 2015 an den Ständen in der Tierhalle 25 mit Neuland-Bauern und weiteren Vertretern von NEULAND und mit Vertretern der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall sprechen.         Grüne Woche vom 16. bis 25. Januar 2015, Messegelände in Berlin.


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