Beständig sehr gut: der Kollwitzmarkt. Gaumen- und Augenschmaus, Manufakturen, Kunsthandwerk, Flanierstrasse
Der Wochenmarkt Kollwitzplatz jeden Samstag ist eine Attraktion, immer wieder einen Besuch wert.
Wer sind die Anbieter an den Ständen und ihre Produkte, wer die Besucher?
Der Wochenmarkt ist ein Treffpunkt für Bewohner im Kiez um den Kollwitzplatz und im Prenzlauer Berg, für Berlinerinnen und Berliner aus anderen Bezirken.
Und ein Erlebnis für Touristen: flanieren, essen und trinken, schauen und gesehen werden sowie einkaufen. Letzteres: Darüber sollte man froh sein.
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Der Bauer Dirk Kupke, nachhaltiger Landwirtschaft verpflichtet, ist "Urgestein" am Kollwitzmarkt. Seit Jahren ist er jeden Samstag vor Ort mit seinen Eiern und eigenen Wurstspezialitäten. Als ich um seine Erlaubnis frage, Fotos machen zu dürfen, will er meine genaue Erklärung "wofür" nicht hören. "Bei Ihnen ist das nicht nötig".
Früher, bis 2005, besuchte ich fast jeden Samstag den Wochenmarkt am Kollwitzplatz. Neben dem Stand von Bauer Kupke war meist der einer Frau aus Franken mit Natursauerteigbrot in vielen Variationen, immer frisch aus Franken (Bayern) geholt. Nach diesem Walnussbrot mit Weidelandbutter drauf kann man süchtig werden. Ich jedenfalls, das bleibt bester Geschmack aus meiner bayerischen Herkunftsheimat.
Woher kommen die Produkte auf dem Kollwitzmarkt?
Aus Brandenburg, etwa vom Arenzhain-Hof, ein Bauernhof mit Schweinerassen, artgerecht im Freien gehalten, die vom Aussterben bedroht sind und deren Fleisch beste Qualität für die Wurstproduktion liefert.
Das Gemüse (Fotogalerie), liebevoll an jedem Markttag präsentiert, stammt ebenfalls aus Brandenburg, ökologische Landwirtschaft. Meist.
Manchmal kommen Bauern auch aus Mecklenburg-Vorpommern oder Schleswig-Holstein.
Es werden bei den Lebensmitteln auch Nicht-Bio-Produkte angeboten.
Nur ökologische Lebensmittel werden auf dem deutlich kleineren Ökomarkt am Kollwitzplatz jeweils am Donnerstag ab 12.00 Uhr angeboten.
Typisch für den Wochenmarkt am Samstag Kollwitzplatz sind Produkte von Manufakturen für Marmeladen, Pestos oder Naturkosmetik, künstlerisches Handwerk wie die Holzmosaiken von HolzAuge (langjährig mit einem Marktstand vertreten) oder edles Porzellan. Für Gäste in Berlin sind gerade diese Stände Fundgruben für Mitbringsel und Geschenke.
Die Anbieter kommen überwiegend aus Berlin und Brandenburg (Landwirtschaft).
"Schwabenmarkt" hörte ich inzwischen, sei der Kollwitzmarkt. Ganz falsch. Schwaben fand ich keine. Aber die kritischen Worte von Wolfgang Thierse, selber "aus dem Kiez Kollwitzplatz", wurden in der Presse eh aufgebauscht..
Neben Ständen mit Blumen und jahreszeitlichen Pflanzen, wie man sie bei vielen Wochenmärkten findet, präsentieren sich Floristikfachgeschäfte aus dem Prenzlauer Berg mit kreativen Arrangements.
"Sie müssen im Sommer wieder kommen, dann duftet alles!" Die jahreszeitlichen Bioblumen des Sommers stammen meist aus Gärten in Berlin und Anbau in Brandenburg. Hier sieht und bekommt man frische Blumen der Saison, die Vielfalt ist eine Augenpracht. Man spürt die Jahreszeiten und Natur.
Frischer Fisch, ausgezeichnete Wurstsorten, mehrere Anbieter mit gutem Käse oder frische Nudelspezialitäten aus hochwertigen Zutaten kann man bei jedem Wochenmarkt am Kollwitzplatz finden.
Hier kaufen jene Berliner ein, die sich das manchmal gönnen oder sich diesen hochwertigen Lebensmitteleinkauf regelmäßig leisten können. Jedenfalls ist der Kollwitzmarkt eine TOP-Adresse für Qualität.
Nicht alltäglich ist, dass Geschäftsführung und Mitarbeiter der Sennerei aus dem hochalpinen Nufenen (Schweiz) selber ihren hervorragenden Bergkäse präsentieren, zum Verkosten und zum Kauf anbieten (Foto links).
Über die Waldgrenze hinaus grasen die Kühe Gräser und Kräuter, wie man sie selten in solcher Vielfalt findet. Das schmeckt man, im Käse.
Jeden Tag wird diese Naturmilch verarbeitet. Es sind 22 Familienbetriebe mit jeweils 10 bis 15 Kühen und einer handarbeitsintensiven extensiven Landwirtschaft, die gemeinsam eine moderne Bergkäserei betreiben. Man schmeckt es, ein seltener Käse-Hochgenuss! Zusammen mit Christian Simmen von der Geschäftsführung waren sie am Samstag 1. November 2014 am Käsestand am Kollwitzmarkt. Anlass des Berlin-Besuchs aus der Schweiz war die "cheese berlin", DIE Fachmesse rund um hervorragenden Käse-Genuss in der Kreuzberger Markthalle Neun am 2. November 2014 .
Auch das ist der Wochenmarkt Kollwitzplatz am Samstag, typisch für viele gute Märkte: die Stände mit "Handgemachtem".
Gestrickte Socken und Strümpfe, meist ein Unikat, bunte Kinderschuhe für die Kleinen und Hausschuhe aus Filz und weiteren Materialien, Kinderkleider, Schürzen, Kissenhüllen, Decken, Schals aus
Seide oder Alpakawolle
und und und ...
Es gibt immer wieder neue Anbieter für die Grillstände, Falafel, türkisch-hausgemacht sowie für Fleisch und Wurstspezialitäten. Kollwitzmarkt ist wichtig, um sich bei Kunden einzuführen. Zum "Urgestein" am Kollwitzmarkt gehört die Neuland-Fleischerei mit Produktion in der Greifswalderstrasse. Deren Bratwurst Merguez ist schon vor Jahren sprichwörtlich geworden für "das schmeckt".
Die Neuland-Fleischerei von Klaus Gerlach hat Berlins Fleischermeister Jörg Erchinger übernommen. Er ist einer mit Leidenschaft für Qualität und Nachhaltigkeit, wie weitere Anbieter am Kollwitzmarkt, ein Berliner mit Produktion im Prenzlauer Berg.
Lautz ist noch immer jeden Samstag am Kollwitzmarkt, nur auf Wochen-Märkten gibt es den Direktverkauf seiner einmaligen Törtchen.
Über ein Jahrzehnt Kollwitzmarkt, wie haben sich die Besucher und Kunden verändert, frage ich die "Alteingesessenen" an den Marktständen?
Die Touristen sind mehr geworden im Vergleich zu den Bewohnern aus dem Kiez. Mehrheitlich Touristen. Von den Stammkunden aus dem Kiez sind viele weggezogen, sie kommen nur noch manchmal. Neue sind dazu gekommen, der Kiez hat sich gewandelt. Berliner aus anderen Bezirken besuchen immer wieder den Kollwitzmarkt.
Ja, so mancher hat auch Arroganz und schlechtes Benehmen von Besuchern erleiden müssen. Das sind aber Einzelfälle geblieben.
Ja, mancher (nicht alle) Immobilieneigentümer gefährdet mit dem ZIel "noch mehr", wovon sie leben. "Kippt" der Kollwitz-Kiez, würde der Schaden nachhaltig.
2003 am Kollwitzmarkt: überschwängliche Presseberichte am Marktstand angeklebt,
in der Auslage als Augenfreude die Törtchen der Patisserie Lautz, beim Verspeisen der süßen "Kleinigkeiten" ein Geschmackserlebnis pur.
Der Kollwitzmarkt jeweils am Samstag ist aus gutem Grund eine Touristenattraktion. Daran hängen mehr Arbeitsplätze als die der Standbetreiber. Die landwirtschaftlichen Betriebe mit Nachhaltigkeit und höchstem Qualitätsanspruch brauchen solche Märkte ebenso für ihren Absatz wie die Kleinkünstler, die neuen Modelabels und die Kunsthandwerker.
Marktstand ist nicht "anrüchig", sondern vereinbar mit TOP-Qualität.
Ich sprach im Herbst 2014 mit etlichen Geschäftsinhabern im Kollwitz-Kiez, die selber nicht mit einem Marktstand vertreten sind.
Der Wochenmarkt Kollwitzplatz bedeutet mehr als Umsatzplus am Markttag. Der attraktive Markt hält den Szenekiez mit am Leben.
Der Wochenmarkt am Kollwitzplatz ist Anziehung und Erlebnis.
Das muss es bleiben für die Menschen im Prenzlberg und für die Gäste:
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Kollwitzmarkt: Wochenmarkt am Kollwitzplatz
Jeden Samstag von 9.00 bis 16.00 Uhr
Kollwitzstrasse, 10435 Berlin
Texte und Fotos: Helga Karl
Samstag 1. November 2014, Aktualiserung Design 24.4.2017
© Texte und Fotos: Helga Karl Kieznetzwerk-Berlin KNB KNBerlin
Mit Dank für die jeweilige Erlaubnis zum Fotografieren an den Ständen und die vielen offenen Gespräche. Helga Karl
© Helga Karl. Alle Rechte vorbehalten. kieznetzwerk-berlin https://www.knberlin.de/berlin-kollwitzmarkt/