Der 1913 eröffnete Märchenbrunnen im Volkspark Friedrichshain ist eine der schönsten, in jener Zeit die größte öffentliche Brunnenanlage in Deutschland. Die vielen Steinplastiken, angelehnt an den Jugendstil, meist Figuren aus Märchen der Gebrüder Grimm, erfreuen Kinder und sind eine Augenweide.
Das Plätschern der Fontainen und das herablaufende Wasser der Kaskaden entspannt und erholt, Erholung pur.
Sinnenfreude und Erholung - der Märchenbrunnen Berlin
Der Froschkönig speit Wasser. Ein junges Liebespaar sitzt händchenhaltend auf der Steinbank. Kleine Kinder laufen herum, lachen und rufen sich. Das monotone Plätschern des Wassers schafft eine große Ruhe.
Ein muslimische Familie - erkennbar an der Kleidung der Frauen - mit Kinderwagen betritt vom Eingangstor kommend die Brunnenanlage, mehrere Generationen. Ob diese Kinder und Erwachsenen Hänsel und Gretel kennen? Oder Aschenputtel? Sie sehen sich keine Details der Steinfiguren an, reden mit ihren kleineren Kindern nicht darüber. Sie bleiben aber länger stehen und schauen interessiert. Reden miteinander.
Von der Berliner Bevölkerung ist der Märchenbrunnen seit seiner Eröffnung 1913 sehr gut und gern angenommen worden.
Umrahmt ist der Märchenbrunnen von Hecken und Bäumen. Der Eingang führt durch ein schmiedeeisernes Portal, der Weg am Ende der prächtigen Brunnenanlage führt in den beliebten großen Volkspark Friedrichshain.
Der Volkspark Friedrichshain wurde als erster berliner Volkspark nach Plänen von Peter Joseph Lenné angelegt, realisisiert von seinem Schüler Gustav Meyer.
Das Konzept des attraktiven Märchenbrunnens an der Westspitze verdanken die Besucher dem damaligen Stadtbaurat Ludwig Hoffman, der jahrelang hart um die Realisierung kämpfen musste. Statt der vorgesehenen Prunk-Architektur entwarf Hoffmann ein verspieltes Brunnen-Meisterwerk mit Märchengestalten (auch) für spielende Kinder.
Aschenputtel
Großer Erfolg des Märchenbrunnen bei der berliner Bevölkerung
Nach der Eröffnung des Märchenbrunnens 1913 schrieb der sozialdemokratsche Vorwärts (zitiert nach Wikipedia) anschaulich über die Reaktion der Berliner:
„Der Märchenbrunnen erfreut sich eines ungeheuren Besuches, wie zu erwarten war, aber es in diesem Umfang noch niemals bei einer städtischen monumentalen Anlage beobachtet worden ist […] Der Erfolg im Friedrichshain war der einzige sympathische im verflossenen Jubel der Jubiläumstage, weil er vor allem als echt künstlerisch angesehen werden kann […] die Bewunderung aller Kreise für den Märchenbrunnen ist ehrlich. Enttäuschungen erleben nur Frauen, die mit dem Kinderwagen von weit her kommen. Sie werden in die Denkmalanlage nicht hineingelassen, so daß hier in den letzten Tagen eine wahre Burg von Kinderwagen aufgefahren war […]“
Texte und Fotos: Helga Karl KNB KNBerlin KiezNetzwerk Berlin
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