Vor 50 Jahren am 13. September 1964 Jahren predigte der US-amerikanische Bürgerrechtler und
Pfarrer Martin Luther King in zwei Evangelischen Kirchen in Berlin DDR.
Willy Brandt (Regierender Bürgermeister Berlin) hatte King nach Berlin geholt.
Martin Luther King hatte zuerst vor 20.000 Menschen in der Waldbühne geredet.
DDR-Grenzer ließen Martin Luther King danach ohne Pass und Visum am Checkpoint Charly von Westberlin nach Ostberlin.
Martin Luther King und die DDR
"Aus dem Fels der Verzweiflung einen Stein der Hoffnung hauen" - aus der Predigt von Martin Luther King in der Marienkirche in Berlin DDR
Der am 4. April 1968 ermordete Friedensnobelpreisträger Martin Luther King hat Gedanken und Handeln Vieler in der DDR beeinflusst, auch während der gelungenen friedlichen deutschen Revolution im Herbst 1989.
Worte aus der Predigt von Martin Luther King
am 13. Sept. 1964 in der St. Marienkirche Berlin:
"Zu beiden Seiten der Mauer leben Kinder Gottes,
und keine von Menschenhand errichtete Grenze kann diese Tatsache auslöschen (...)
In diesem Glauben haben wir immer einen Weg gefunden, wo kein Weg zu sein schien.
Mit diesem Glauben können wir aus dem Fels der Verzweiflung einen Stein der Hoffnung hauen."
Die Stimme von Martin Luther King bei seiner Predigt in der Marienkirche in Ost-Berlin
So lange haben sich viele bemüht, zu helfen, um das Tonband mit der historischen Predigt von Martin Luther King in der Ev. Sankt Marienkirche in Berlin so zu restaurieren, dass noch etwas zu hören war. Die meisten hatten die Hoffung schon aufgegeben.
Mit hörbarer Bewegung in der Stimme berichtete Georg Meusel (Ehrenvorsitzender des Martin-Luther-King-Zentrums in Werdau) davon. Aber ein Tontechniker der DDR versuchte es erneut. Plötzlich war eine Stimme zu hören: Martin Luther King bei seiner Predigt.
Die Ausstellung "Martin Luther King und die DDR" wurde am Montag 28. Oktober 2013 an diesem historischen Ort eröffnet, in der St. Marienkirche Berlin im Anschluss an die Ökumenische Andacht zum 776. Stadtjubiläum Berlin.
"Die Menge verstummt und lauscht seinen Worten..." - Martin Luther King predigt
"Stell Dir vor, kein Platz ist mehr frei, auch kein Stehplatz, und immer noch drängen Menschen nach, aber sie kommen nicht mehr hinein. Es ist voll. Drinnen warten die Menschen, ein Chor fängt an zu singen. Die Luft wird manchmal stickig, die Menge wogt hin und her.
Da betritt ein kleiner, schwarzer Mann im Anzug die Marienkirche, schiebt sich zusammen mit seinem Dolmetscher zur Kanzel, steigt hinauf und ergreift das Mikrofon -
Martin Luther King.
Die Menge verstummt und lauscht seinen Worten."
So beschreibt es der "Kinderkirchenführer" (erhältlich in der Kirche): Eine Reise durch die Zeit.
(Hrsg): Ev. Kirchengemeinde St. Petri und St. Marien. Berlin 2007
Der Kirchengemeinde Dank für die Abdruckerlaubnis. Helga Karl
Ausserdem bei KNBerlin
Willy Brandt hat Martin Luther King 1961 eingeladen
Berlins Regierender Bürgermeister Willy Brandt hat den Besuch von Martin Luther King in Berlin möglich gemacht. Die Einladung an den schwarzen Bürgerrechtler und Pfarrer erfolgte schon 1961.
Vor 20.000 Menschen hielt Martin Luther King am "Tag der Kirche" am 13. 9. 1964 in der Waldbühne in Westberlin eine Rede.
In der Offenen Kirche Martin Luther King sind zum Anlass des 50.ten Jahrestages Fotografien - Zeitzeugenbilder - von dieser bedeutenden Großveranstaltung ausgestellt. Kleiner an Besucherzahl, aber noch größer an Bedeutung und nachhaltiger Wirkung war jedoch die Predigt von Martin Luther King - fast identisch mit seiner Rede in der Waldbühne - am Abend des 13. September in Ostberlin, in zwei Kirchen der DDR.
Martin Luther King in der DDR
Der 13. September 1964 war ein Sonntag. Am Samstag war der US-Bürgerrechtler in West-Berlin angekommen, von sehr viel Presse empfangen und begleitet. Martin Luther King hatte eine Einladung von Probst Heinrich Grüber der Ev. Gemeinde der Marienkirche in Ostberlin, jedoch keinen Pass für den Grenzübertritt (mehr). Sein Besuch "im Osten" war bei den US-Behörden wohl unerwünscht. Die DDR-Grenzer am Checkpoint-Charly haben dem berühmten Gast aus den USA nach Rücksprache die Einreise in die DDR trotzdem erlaubt.
Vor der Ev St. Marienkirche wartete an jenem Abend bereits eine große Menschenmenge auf den Bürgerrechtler, dessen gewaltloser Kampf gegen die Rassentrennung und Diskriminierung der Menschen mit schwarzer Hauptfarbe, weltweit unter anderem von vielen großen Künstlern unterstützt wurde.
Sein engster Partner unter den Künstlern war im Kampf gegen den Rassismus in den USA Harry Belafonte, der hohe persönliche Risiken auf sich nahm.
Worte von Martin Luther King in seiner berühmten Rede vom 28. 8. 1963
"I have a Dream" wiederholte Martin Luther King bei seiner Predigt in der St.Marienkirche (vorher in Westberlin bei seiner Rede vor 20.000 Menschen in der Waldbühne) fast wörtlich:
"... werden wir in der Lage sein, aus dem Berg der Verzweiflung einen Stein der Hoffnung herauszuschlagen."
An jenem historischen Sonntag predigte in der Nacht Martin Luther King noch einmal, in der ebenfalls völlig überfüllten Sophienkirche in Ostberlin (jetzt Gemeinde am Weinberg).
I have a dream
Diese Hoffnung in der DDR hatten Christen und ebenso nicht-christliche Bürgerrechtler, für die Martin Luther King Vorbild wurde und sein Name öfter auch Schutz, wenn sie sich auf ihn berufen haben. Damals und nach seinem Tod nach seiner Ermordung in den USA.
Die Predigt der Reformierten Kirche Leipzig vor Tausenden Menschen bezog sich am 9. Oktober 1989 ausdrücklich auf Martin Luther King. "Keine Gewalt" war das Motto des verlesenen Aufrufs vor dem Start der Großdemonstration in Leipzig.
Infos über King in der DDR
Weitere Informationen zu Martin Luther King und/in der DDR erhalten Sie in der St.Marienkirche in Berlin (am Alex) und im Internet bei www. Martin-Luther-King-Zentrum.de
Als informative Darstellung, wie es zur Einladung an Martin Luther King kam, empfehle ich:
Fotos vom "Tag der Kirche" - King in der Waldbühne
Zeitzeugenbilder von der Rede von Martin Luther King am "Tag der Kirche" in der Waldbühne stellt die Ev. Kirchengemeinde in der Gropiusstadt in der Kirche Martin Luther King aus (Neukölln, U-Bahn-Station Johannisthaler Chaussee). Den Namen Martin Luther King für ihre Kirche hat die Gemeinde am 27. 8. 1968 gewählt, bald nach der Ermordung von Martin Luther King. Diese und weitere Hinweise danke ich Pfarrer Ulrich Helm.
Die Fotos in der St. Marienkirche Berlin habe ich am 28. 10. 2013 gemacht, bei der Eröffnung der Ausstellung "Martin Luther King und die DDR" und während der Ökumenischen Andacht zum 776. Stadtjubiläum Berlins
mit Pfarrern der Christen, Muslime und Juden.
Für die Berliner SPD sprach der Landesvorsitzende Jan Stöß.
Wie 1964 sang ein Chor. Berichtet wird, es erschallte am Abend des 13.9.1964 in der St.Marienkirche in Ostberlin das Spiritual mit dem Refrain: "Let my People go !"
Die überfüllte Sophienkirche in Berlin/DDR, in der in jener Nacht Martin-Luther King ungeplant gepredigt hatte nach seiner Predikt in der St.Marienkirche,
sie gehört zur "Ev. Gemeinde am Weinberg".
Kirchen dieser Ev. Kirchengemeinde sind historische Orte: In der Zionskirche war Dietrich Bonhoeffer Pfarrer
Text und Fotos: Helga
Karl
KiezNetzwerk Berlin KNB KNBerlin
Mit Dank für die Erlaubnis zum Fotografieren und zitieren an die Kirchengemeinden für diesen redaktionellen Beitrag. Helga Karl
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